Die Fußball Europameisterschaft 2016 in Frankreich ist mit 24 Teams und insgesamt 51 Spielen ein großes europaweites Fußballfest.
Mehr Teams und Spiele als bei den vergangenen Wettbewerben, mehr Technik und mehr Content bedeuten aber auch neue Herausforderungen für die Verantwortlichen für die Broadcasttechnik im Sendezentrum und in den Stadien.
Wie schon bei den Welt- und Europameisterschaften der letzten Jahre ist MoovIT technischer Ansprechpartner und Dienstleister für die passende Hardware und funktionierende Workflows. Das Kölner Team arbeitet dabei eng zusammen mit den Systempartnern EVS, Adobe, HP und Solarflare.
Die Anforderung
Bei der EM geht es erneut darum, sofort nach Spielschluss die Highlights des jewei-ligen Spiels mit den markanten Szenen anzubieten. Noch während der laufenden Aufzeichnung wird mit der Schnittsoftware zentral auf das auf den EVS-Servern ge-speicherte Material zugegriffen, ohne dass Kopier- und Transkodiervorgänge erforder-lich sind. Wachsende Dateien und der umfassende Zugriff auf das Material im gesamten Produktionsprozess setzen einen sehr leistungsfähigen Speicher und eine hervorragende Infrastruktur voraus.
Die Lösung
Das von EVS integrierte StorNext-SAN hat sich in den Wettbewerben als zuverlässiges, performantes und schnelles System etabliert.
Die rund 40 Arbeitsplätze für die Berichterstattung im Rahmen der EM 2016 sind mit HP-Rechnern ausgestattet. Die Anbindung jedes Rechners erfolgt über eine 10 Gigabit Glasfaserleitung. Für die Nachbearbeitung werden aus der Adobe Creative Cloud die Schnittprogramme Premiere Pro CC, After Effects und Audition verwendet sowie Prelude für Konformierung und Logging. Darüber hinaus kommt im Grafikbereich verstärkt Maxon Cinma 4D zum Einsatz.
Eine wesentliche Voraussetzung für das Real Time Editing sind schnelle Datentransferraten mit niedriger Latenz. Für den reibungslosen und sofortigen Zugriff auf den Speicher sind die rund 40 HP-Workstations mit Solarflare-10GbE Netzwerkkarten ausgestattet, die über einen Fileserver auf den zentralen SAN-Speicher für die Contentbearbeitung zugreifen.
Die von EVS präferierten Solarflare Netzwerkkarten SFN5162F erfüllen mit zwei 10 GbE Ports, 40 Gbps bidirektioneller Datenübertragung und minimalem Jitter wesentliche Voraussetzungen. Darüber hinaus wird die Workstation CPU von betriebsbedingten Rechenleistungen entlastet, was die Produktivität des Prozessors für die eigentliche Dateibearbeitung erhöht.
Das systemweite Produktionsformat ist AVC-Intra100 in einer Auf-lösung von 1080i50. Das gesamte Material wird unter diesen Vorgaben gespeichert, verarbeitet und ausgegeben, ohne Zwischenformate oder andere Codecs zu nutzen. Steuerung und Verwaltung obliegen einem Content-Management-System, das auf der EVS-Software IP Director basiert.
Für die reibungslose Interaktion zwischen dem EVS-Zentralspeicher und dem Schnittprogramm Adobe Premiere haben die MoovIT Softwareentwickler das standardisierte Tool „Helmut“ entwickelt.
„Helmut“ vereinfacht und beschleunigt die Such- und Verwaltungsprozesse bei der Bearbeitung der Projektdateien. Programmoberfläche und Einstellungen werden an die Erfordernisse der Nutzer angepasst.
Die Implementierung
MoovIT unterstützt die Veranstalter im Sendezentrum während der EM bei der Implementierung der Technik und im Support.
Schon während der Spiele werden mit IP Director die Highlights geloggt. Die Logging-Informationen werden über das IP Link for Adobe Panel in den Schnittsystemen so-fort sichtbar. Der jeweilige Editor kann in der Thumbnail-Liste die geloggten Szenen sehen und daraus sofort seinen Schnitt realisieren.
Die Editoren können auf die wachsenden Files auf den EVS-Servern zugreifen, was für eine deutliche Beschleunigung sorgt.
Das Transferieren und Neukodieren von Material ist nicht mehr nötig, da direkt auf den EVS-Speicher zugegriffen werden und Premiere Pro CC das Material nativ verarbeiten kann.
Das Material ist inklusive aller Metadaten auf dem EVS-Server für alle zugänglich und nutzbar. Es ist sicher gespeichert und nicht veränderbar.
Fazit
Der beschriebene Workflow ist inzwischen Standard bei der Fußball WM und EM und garantiert extrem kurze Zeitspannen zwischen Spielende und Bereitstellung der Highlight-Schnitte.
EVS, Solarflare, Adobe und MoovIT sind Systempartner und arbeiten als Team für eine Lösung, die auch hinter den Kulissen einer Sport-Großveranstaltung Höchstleistungen ermöglicht.
Sportgroßereignisse wie die Fußball-EM, WM und der Confed-Cup stellen an die Veranstalter, die Verantwortlichen für die Berichterstattung und die Broadcasttechnik höchste Anforderungen. Die öffentliche Wahrnehmung weltweit sowie hohe Investitionen und Lizenzgebühren sind mit großen Erwartungen an die aktuelle und effektvolle Berichterstattung verbunden – was im Hintergrund einen reibungslosen und perfekten Worklow erfordert.
Für den Aufbau, die erforderliche Infrastruktur, die Softwareentwicklung und den reibungslosen Ablauf ist seit 2012 der Kölner Dienstleister MoovIT bei allen Europa und Weltmeisterschaften im Einsatz gewesen. MoovIT stellte dazu bis zu 60 Computerschnittplätze bereit, an denen ca. 100 Fachleute ausgewählte Spielszenen in nahezu Echtzeit schneiden und für die Medienwiedergabe aufbereiten konnten.
Darüber hinaus haben die MoovIT Techniker in allen Stadien der WM in Russland sogenannte Injection Points mit WLAN Anbindung errichtet. Von hier aus konnten die Kamera-Teams den Content per Datentransfer an das zentrale EVS-System im International Broadcasting Center (IBC) übertragen.
Die Anforderung
Das Ziel der Host Broadcaster war und ist es, in möglichst kurzer Frist, den Lizenznehmern Highlight-Schnitte der jeweiligen Spiele anbieten zu können, die alle wichtigen, markanten Szenen aus dem gesamten Spielverlauf beinhalteten.
Darüber hinaus werden flankierende Themen und neue Kanäle für die Berichterstattung immer wichtiger. Hierzu gehören zum Beispiel „behind the scene“ – Informationen, ergänzende Fakten und Statistiken, Social Media, Youtube und VR Produktionen. Alle Inhalte der beteiligten Teams sollten über eine technische Plattform geschnitten, organisiert, auf Qualität geprüft, nach Rechten verwaltet und für verschiedene Formate automatisiert weiter gegeben werden. Eine enorme logistische und strukturelle Herausforderung mit Null- Fehler Toleranz durch die Verantwortlichen.
Die Lösung
Die zentrale Einheit des Set-up war in Russland wie seit Jahren das Server- und Speichersystem von EVS, geschnitten wurde auf Adobe Premiere Pro CC. Die gesamte Workflowverwaltung und Steuerung erfolgte über MoovITs Software Lösungen. Es wurde in 1080p50 produziert, womit eine bessere Bildqualität als Ausgangsmaterial für die Wandlung in die Zielformate zur Verfügung stand.
Seit der EM 2012 hat MoovIT mit Helmut FX eine Softwarelösung für Adobe Premiere Pro entwickelt, die sich inzwischen als Standard nicht nur in der Sportberichterstattung etabliert hat. Bei der WM 2018 in Russland ist neben Helmut FX auch Helmut IO mit EditShare EFS-450 und Flow sowie Tektronix Aurora Integration im Einsatz gewesen. Helmut IO ist nicht an Premiere Pro gebunden und offen im Zusammenspiel mit dem Adobe Media Encoder. Das neue Tool optimiert und beherrscht In- und Outgest-Prozesse, kann Content transcodieren, Metadaten verwalten oder auch Assets an unter-schiedliche Stellen bewegen und unterstützte während der Spiele die weltweite Contentdistribution. Bei der WM in Russland sind 4.498 Beiträge, das entspricht 19,2 Terabyte oder 100 Stunden produzierter Content durch Helmut IO verarbeitet worden.
Alle User oder Teams, Projekte, Abläufe und Rechte sind in den Helmut-Produkten individuell definierbar und können den Arbeitsabläufen entsprechend zuvor eingestellt werden. Die Zuordnungen sind flexibel und zentral zu steuern. Alle Elemente wie Templates, Presets, Metadaten, MAM-Anbindung etc. können für die Filebearbeitung festgelegt werden.
Neue technische Ideen der Veranstalter wie z.B. die Anbindung weiterer medialer Kanäle (Social Media) an die Berichterstattung und die immer komplexer werdende Rechteverwaltung stellten für die Workflow-Experten bei der WM weitere Herausforderungen dar. Zusammen mit den Partnern wurden neue Lösungen entwickelt, die sich vor Ort unter „Realbedingungen“ bewährt haben.
Dazu gehörten neue Funktionen für die File-Bearbeitung in der „Adobe-Welt“. So ist ein „Make-Still-Button“ für schnelle Social Media Workflows in Premiere Pro CC implementiert worden, um aktuelle Bilder in Photoshop zu öffnen und für Social Media Kampagen wie z.B. Instagram zu nutzen.
Für das Stats and Facts-Team wurde mit einem Motion Grafik Template eine Erweiterung für den direkten Austausch der Daten zwischen Premiere Pro CC und After Effects geschaffen. Es war nun möglich, adaptierbare Elemente in Animationen in After Effects zu definieren und sofort in Premiere für die Berichterstattung anzupassen. Zahlen, Farben, aber auch grafische Elemente wie Flaggen oder statistische Darstellungen zu Einzelspielern wie Tore, gelaufene Distanzen, Ballkontakte etc. waren somit in den Animationen schneller und besser zu bearbeiten und auszuspielen.
Die Rechteverwaltung für Audiotracks in der Berichterstattung wurde durch einen automatisierten Lizenzrechtecheck für Audiotracks erleichtert. Auch dafür hat MoovIT den Workflow überarbeitet.
Fazit
Die kurzen Zeitfenster in der Berichterstattung, die der Host Broadcaster von WM und EM umsetzen wollte, wäre ohne die optimierten Workflows nicht realisierbar gewesen. Die WM in Brasilien und in Russland haben gezeigt, dass sich mit der Kombination aus Adobe Premiere Pro CC und MoovIT-Lösungen bei einer Sport-Großveranstaltung auch hinter den Kulissen neue Höchstleistungen umsetzen lassen – bei gleichzeitiger Einsparung von bisher erforderlichen Arbeitsschritten und Speicher-Hardware. Die daraus entwickelten Produkte wie Helmut FX und Helmut IO haben inzwischen auch in anderen Produktionsbereichen Standards gesetzt.